Die kreative Ablage – die documenta und ihr Archiv

Birgit Jooss

Bereits nach der zweiten documenta Ausstellung wurde das documenta archiv im Jahre 1961 gegründet. Der Wille, einerseits das vergangene Wirken für die Zukunft zu bewahren und transparent zu halten, andererseits zusätzliche Dokumentationen, Sammlungen und Publikationen für die künftige Ausstellungsarbeit bereitzustellen, war bei den Ausstellungsmacher_innen von Anfang an groß. Spätestens seit der dritten documenta 1964 kam eine weitere Aufgabe hinzu: ephemere, einmalig gezeigte Installationen weiterhin durch das Archiv sichtbar und lebendig zu halten. Nur wenig später stellte sich die Herausforderung, bewegte Bilder, etwa Performances, Filme oder Vorträge zu dokumentieren.

Neben den analogen Medien spielen inzwischen die digital entstandenen Unterlagen die Hauptrolle – Fileablagen, Netzlaufwerke, Websites, E-Mail-Konten, Datenbanken oder Sharepoints bilden heute den größten Teil der Aufzeichnungen im documenta Team. Die an zwei Orten durchgeführte documenta 14 arbeitete beispielsweise nur noch in der Cloud. Doch nach welchen Kriterien werden Dateibenennungen und Ordnungssysteme angelegt?

Trotz der hohen Akzeptanz des Archivs bei den documenta Mitarbeiter_innen ist es quasi undenkbar, dem kreativen Team Regularien und Standards so vorzugeben, dass das alle fünf Jahre neu entstehende Archivgut und Dokumentationsmaterial geordnet übernommen werden kann.

Im Beitrag werden die Diskrepanz zwischen schöpferischer Ausstellungsarbeit und standardisierter Archivarbeit und die damit verbundenen Herausforderungen von Bewertung, Erfassung und Zur-Verfügung-Stellung vorgestellt, um mögliche Strategien ihrer Bewältigung zu diskutieren. Was soll überhaupt archiviert werden? Wie kann eine Zusammenarbeit mit einem temporär arbeitenden Team aussehen? Kann ihre kreative Arbeitsweise sichtbar gemacht werden oder muss sie „gezähmt“ werden? Diese und andere Aspekte werden im Bei-trag angesprochen.