CROSSING EUROPE  2020 – EXTRACTS
Tribute VALIE EXPORT
im Rahmen der Ars Electronica

10. – 13.09.2020
Moviemento, Linz

Aufgrund der Covid-19-Pandemie musste die 17. Ausgabe von Crossing Europe Filmfestival Linz am 18. März 2020 abgesagt werden. Das Filmprogramm „Tribute VALIE EXPORT“ wird im Rahmen von „Crossing Europe 2020 – EXTRACTS“ im Herbst 2020 beim Ars Electronica Festival im Moviemento zu sehen sein.

Dieses Jahr widmet CROSSING EUROPE die Tribute-Sektion einer der wichtigsten Vertreter*innen der internationalen Medien-, Film- und Performancekunst: VALIE EXPORT, die 1940 in Linz geboren wurde und hier auch aufgewachsen ist. Anlässlich ihres achtzigsten Geburtstages und auf Initiative des VALIE EXPORT Centers Linz in Kooperation mit Crossing Europe und sixpackfilm wird erstmals in der Geburtsstadt von VALIE EXPORT ein umfassendes Programm mit ihren Filmen und Videos im Rahmen der kommenden Festivalausgabe von Crossing Europe gezeigt.

Das Tribute präsentiert eine Auswahl von Kurz- und Langfilmen aus mehr als vierzig Schaffensjahren. Dazu gehören experimentelle Studien, weltberühmte Performancearbeiten, feministische Medienkritik und Expanded Cinema Aktionen, beginnend auf 8mm Film bis zum großen Bildformat, den ersten Videosystemen bis zu medizinischen bildsprechenden Untersuchungen: für das Kino, den Ausstellungsraum oder das Fernsehen konzipiert. Im Rahmen des Festivals werden folgende Spiel- und Experimentalfilme auf großer Leinwand aufgeführt, in Anwesenheit von VALIE EXPORT, die zudem auch einen Tribute-Talk absolvieren wird.

| Langfilme |

  • Unsichtbare Gegner / Invisible Adversaries (AT 1976)
  • Menschenfrauen / Human Females (AT 1979)
  • Die Praxis der Liebe / The Practice of Love (AT/DE 1984) – Eröffnungsfilm Crossing Europe 2020
  • Das Bewaffnete Auge - VALIE EXPORT im Dialog mit der Filmavantgarde (R: Zoltan Pataky; AT 1984)

| Kurzfilme |

  • Gedichte / Poems (AT 1966 – 1980)
  • Selbstportrait mit Kopf / Self-Portrait with Head (AT 1966/67)
  • TAPP und TASTKINO / TAP and TOUCH CINEMA (AT 1968)
  • Body Tape (AT 1970)
  • Hauchtext: Liebesgedicht / Breath Text: Love Poem (AT 1970 – 73)
  • Facing a Family (AT 1971)
  • ...Remote…Remote… (AT 1973)
  • Adjungierte Dislokationen / Adjunct Dislocations (AT 1973)
  • Asemie – die Unfähigkeit, sich durch Mienenspiel ausdrücken zu können / Asemie or the Inability to Express Oneself through Facial Expressions (AT 1973)
  • Hyperbulie (AT 1973)
  • Mann & Frau & Animal / Man & Woman & Animal (AT 1970-73)
  • Sehtext: Fingergedicht / Visual Text: Finger Poem (AT 1973)
  • Body Politics (AT 1974)
  • Syntagma (AT 1983)
  • Ein perfektes Paar oder die Unzucht wechselt ihre Haut / Lust (AT 1986)
  • the voice as performance, act and body (AT 2007)
  • i turn over the pictures of my voice in my head (AT 2009)

Unsichtbare Gegner (Festivalpremiere Berlinale Forum 1977), VALIE EXPORTs erster Spielfilm, integriert verschiedenste künstlerische Disziplinen in die Handlung. Es fügen sich Fotografie, Performance und Videokunst mit der Geschichte einer Frau, die sich zunehmend von einer unsichtbaren Macht bedroht fühlt. Menschenfrauen (Weltpremiere Berlinale Forum 1980) skizziert soziale Bedingtheiten von Frauen anhand von vier Protagonistinnen, die alle ein Verhältnis mit einem Mann haben und deren Versuch, aus dieser Beziehung und gesellschaftlichen Rollenzuschreibungen auszubrechen. Im Film Die Praxis der Liebe (Weltpremiere Berlinale Wettbewerb 1985) setzt die Künstlerin ästhetische Verfahren ihrer Videokunst in einem Thriller ein, der sich um sexuelle Abhängigkeit und politische Korruption dreht.

| Essay: Feminismus und Medienavantgarde. von Brigitta Burger-Utzer, Filmagentin und -kuratorin (sixpackfilm) |

 

VALIE EXPORT (*1940 in Linz) gehört zu den Vorreiter*innen der Medien-, Performance- und Filmkunst weltweit. Seit den 1960er Jahren aktiv, gilt ihre Beschäftigung dem Verhältnis von Körper und Raum in physischer, gesellschaftlicher und technologischer Form. VALIE EXPORT gilt nach zunächst heftigen Anfeindungen als eine der wesentlichen und international einflussreichsten Künstlerinnen, die multimediale Kunstpraxis und Theorie mit einem feministischen Anliegen verbinden. Bereits 1967 wählte sie programmatisch einen Künstlernamen, der sie symbolisch von der ihr zugewiesenen Identität und Rolle als weibliche Künstlerin innerhalb einer männerdominierten Gesellschaft distanzierte. Sie erregte in den 1960er und 1970er Jahren Aufmerksamkeit mit Körperaktionen im öffentlichen Raum, darunter dem TAPP und TASTKINO. Ihre Ausdrucksformen reichen von Zeichnung und konzeptueller Fotografie über Installationen und Skulpturen zu Performances. Eine zentrale Rolle spielt in ihrem Werk das Laufbild: Film und Video. Das Bild und die Bedingungen seiner Repräsentation in den Medien waren von Anfang an ihr Thema. Dem Interesse an Struktur, Technik und Wirkungsweise von bewegten Bildern steht die Auseinandersetzung mit dem Körper gegenüber, als Teil einer gespaltenen Existenz zwischen Realität und Repräsentation.

Die Mitgründerin der Austrian Filmmakers Cooperative (1968) hat an zahlreichen Film- und Videofestivals weltweit teilgenommen. Neben ihrer internationalen Ausstellungstätigkeit und der Teilnahme an der Biennale von Venedig (1980) und der documenta (1977, 2007), arbeitet VALIE EXPORT auch als Kuratorin. Als Lehrende unterrichtete sie an Institutionen wie dem Art Institute in San Francisco, der University of Wisconsin, Milwaukee/USA, und der Hochschule der Künste, Berlin. Bis 2005 hatte VALIE EXPORT eine Professur für Multimedia-Performance an der Kunsthochschule für Medien Köln inne. 2009 war sie Co-Kommissärin des Österreich-Pavillons auf der Biennale in Venedig.
VALIE EXPORTs Oeuvre aus wegweisenden feministischen und medienreflexiven Arbeiten wurde mit dem höchstdotierten europäischen Kunstpreis, dem Roswitha Haftmann-Preis 2019, ausgezeichnet.

 

Das Tribute VALIE EXPORT ist im Rahmen der Ars Electronica im Moviemnto zu sehen. Eine Veranstaltung von CROSSING EUROPE Filmfestival Linz und VALIE EXPORT Center Linz in Kooperation mit Ars Electronica/AEC, FC – Francisco Carolinum, LENTOS Kunstmuseum, Moviementosixpackfilm und Kunstuniversität Linz