Rose-Anne Gush

PhD

Figuring Austria’s Repressed Violence: Artistic Labour of the Body in the Work of Elfriede Jelinek and VALIE EXPORT

Ausgehend von den Arbeiten und Essays der feministischen Künstlerin VALIE EXPORT und der Autorin Elfriede Jelinek versucht diese Dissertation, einen Begriff von künstlerischer Arbeit zu theoretisieren, der die Kategorien Körper, Instinkt, Sublimation, Repression und Geschichte umfasst. Sie setzt die Frage nach dem Geschlecht und dem Körper in Beziehung zu Theodor Adornos Konzept der künstlerischen Arbeit in der Ästhetischen Theorie (1970), in der ein Kunstwerk als die Zusammenführung von nutzloser sozialer Arbeit verstanden wird. Meine Dissertation zeigt, dass die Analyse des Körpers in dieser Kunst einerseits als Kritik an der Reduktion der Frau auf die reproduktive Funktion oder das Sexualobjekt vorgenommen wird. Andererseits reflektiert und bekämpft diese Kunst die Reduktion des menschlichen Körpers auf das Materielle, sowohl im ökonomischen Prozess als auch in Bezug auf die Vergangenheit. In diesem Fall bezieht sich dies auf die Schrecken des Nationalsozialismus. Die Dissertation fragt nach der Bedeutung des künstlerischen Umgangs mit dem Körper in Sprache, Bild und Handlung im rassisch-patriarchalischen Kapitalismus in der Nachkriegskunst. Darüber hinaus artikuliert sie die Notwendigkeit eines Feminismus jenseits von "Unschuld" und reiner Andersartigkeit. Der Ansatz, den ich verfolge, versucht sich dialektisch zwischen kritischer Interpretation, historischer Analyse und Spekulation zu bewegen. Die fraglichen Arbeiten tragen eine historische Antwort und Nähe zum Erbe des Nazismus und seiner latenten und ausgeprägten Kontinuität innerhalb der Gründung des Nachkriegsnationalstaates vor: Die Zweite Republik Österreich. Figuring Austria's Repressed Violence ist in fünf Kapitel gegliedert, die folgende Kategorien durcharbeiten: Identität und der Körper als Material; die Grenze des Körpers, ausgedrückt in Bezug auf Unterdrückung und Scham und die Leib-Körper Unterscheidung; der Begriff der Denkpraxis im feministischen Aktionismus; die Rolle der 'Frau' und die Verwendung von Geschlecht durch den Faschismus; die geschlechtsspezifische Dialektik der Subgeschichte des Films und der 'unterirdischen Geschichte des Körpers' und schließlich die Konzepte von Geschichte, Schicksal und Abstraktion in Bezug auf die Politik von Heimat und Nativismus.

 

Biografie

Rose-Anne Gush ist Kunsthistorikerin und -theoretikerin. Sie lebt und arbeitet in Wien und London. Nach dem Studium der Kunstpraxis und der Theorie der Gegenwartskunst am Goldsmiths College, promovierte sie 2018 an der University of Leeds in Kunstgeschichte. In ihrer Arbeit beschäftigte sie sich mit Ästhetik und Politik, dem Verhältnis von Kapitalismus und Form; Psychoanalyse, Feminismus und kritische Theorie; Praktiken und Konzepte der Negation sowie Konzepte und Geschichten der vermittelten Gewalt in der modernen und zeitgenössischen Kunst, Literatur und im experimentellen Film. Derzeit schreibt sie ihr erstes Buch, Artistic Labour of the Body, das den Platz des Körpers in der Kunst und Literatur der Nachkriegszeit in Bezug auf einige Widersprüche in Adornos Ästhetische Theorie theoretisiert. Ihre Forschungsergebnisse wurden in Performance ResearchAWAREObjects of Feminism (Helsinki, 2017) und Philosophy of Photography veröffentlicht, sowie einen Artikel in Third Text: Critical Perspectives on Contemporary Art and Culture und Kunst und Politik. Jahrbuch der Guernica-Gesellschaft. Ihre Essays und Kunstkritik wurden in Radical Philosophy, Art MonthlyMute MagazineFlash Art und art-agenda veröffentlicht.

Vortrag

Disfiguration, Deformation of the Body: VALIE EXPORT and Unica Zürn

06.12.2018, 11 Uhr
VALIE EXPORT Center Linz

Dieser Vortrag greift auf die Arbeit von VALIE EXPORT und Unica Zürn zurück, um eine 'Untergrundgeschichte' zu erforschen, und als solche eine (Rückkehr des Verdrängten) zeitlich verortete Para-Präsenz des Körpers, in der Instinkte und Leidenschaften als deformiert und entstellt verstanden werden. Indem ich den Riß als Entstellung in den Arbeiten von EXPORT in Bezug auf ihre Lesart von Zürn betrachte, argumentiere ich, daß die Figur des Riß und der Riß als eine Technik in der Kunst und als das Ergebnis einer gesellschaftlichen Entstellung oder Verzerrung verstanden werden sollte. Bezogen auf EXPORT und Zürn, werde ich fragen, wie diese Verzerrung geschlechtlich ist? Wie wird der Körper durch Bild und Sprache anagrammatisch bis zu seiner letztendlichen Auslöschung (dis)figürlich gemacht? Was sind die Bedingungen der Möglichkeit für diese Praktiken? Welche Art von Gesellschaft negieren sie? Und schließlich, angesichts dieser Praktiken, die zu einem eigenen Bruch [Riß] neigen, was bleibt vom Körper in der Kunst übrig?